Sei es um eine seiner Äußerungen, Entgleisungen auf Twitter oder Personalentscheidungen, Trump sorgt ständig für Furore. Doch wie ernst muss man ihn nehmen?
Heute, dem 20. Januar 2017, wird Donald Trump den Amtseid als 45. Präsident der Vereinigten Staaten ablegen. Und die Medien in Deutschland rotieren, es vergeht kein Tag, an dem nicht zumindest ein Artikel veröffentlicht wird, in dem es sich um Trump dreht. Sei es um eine seiner häufig umstrittenen Äußerungen, Entgleisungen auf Twitter oder Personalentscheidungen des zukünftigen Kabinetts.
Keine Spur bleibt von der Euphorie, die vor 8 Jahren bei der Amtseinführung Obamas vorherrschte. Und in der Tat ist Trumps Präsenz in deutschen Medien nicht unbegründet: kein Wahlkampf der letzten Jahrzehnte hat die USA derart gespalten wie der vergangene. Und die USA kommen auch jetzt nicht zur Ruhe. Jede Woche finden Proteste primär in Großstädten entlang der Ost- und Westküste statt. Diverse Universitäten erklärten auf Druck studentischer Aktivisten ihre Campus zu sogenannten „Sanctuary Campuses“, also Zufluchtsorten für illegale Migranten. Und auch für das Wochenende nach seiner Amtseinführung sind ebenfalls Massenproteste von Feministen angekündigt.
Umstritten oder nicht, Trump bleibt bei seinem Wort
Zwei Eckpfeiler des Wahlkampfes waren illegale Einwanderung und Backsourcing der amerikanischen Industrie. Dabei hatte Trump sich vor allem mit Aussagen über illegale Migranten und Muslime bei liberalen Amerikanern unbeliebt gemacht.
Trump hält derweil an seinen Plänen fest, eine Mauer zwischen den USA und Mexiko zu bauen und Millionen illegale Einwanderer auszuweisen. Berühmt-berüchtigt ist seine andauernd wiederholte Aussage, dass Mexiko für den Bau dieser Mauer auch noch zahlen werde.
Gleichzeitig plant er, die amerikanische Industrie vom weiteren Outsourcing abzuhalten und sogar bereits abgewanderte Unternehmen wieder zurück in die USA zu holen. Diesbezüglich droht er offen mit Handelshemmnissen für Unternehmen wie etwa Schutzzöllen. Kritiker halten das für unrealistisch und werfen ihm sinnlosen Aktionismus bzw. Populismus vor. Zweifellos ist aber genau dieses Versprechen Trumps einer der Hauptgründe für seine Beliebtheit im Mittleren Westen der USA, in denen die ehemals boomenden Industriezentren nun verfallen und von Armut und Kriminalität geplagt sind. Im Falle von Detroit hat Trump sogar explizit versprochen, die Stadt wieder aufbauen zu wollen. Auch die Infrastruktur der Vereinigten Staaten plant Trump im großen Stil zu modernisieren und so gleichzeitig Millionen Arbeitsplätze zu schaffen, während das Land für das 21. Jahrhundert fit gemacht wird.
Generell scheinen diese Themen in weiten Teilen des eher konservativen amerikanischen Innlandes deutlich größeren Anklang zu finden als in den sehr wohlhabenden und von Liberalen dominierten Küstenregionen. Dies erklärt auch die Diskrepanz zwischen den absoluten Wahlergebnissen und dem Electoral College: die dichter besiedelten Küstenregionen – insbesondere der Westküste – stimmten mehrheitlich gegen Trump, während die weniger dicht besiedelten aber zahlreicheren Binnenstaaten ihn zum Großteil unterstützten.
Transatlantiker sind aufgebracht
In Europa ist man darüber hinaus besorgt, dass Trump unter anderem das transatlantische Freihandelsabkommen aufkündigen will. Darüber hinaus hat er mehrfach die NATO kritisiert. Zuletzt hatte er sie in einem Interview sogar als obsolet bezeichnet und somit Diplomaten der EU-Staaten aufgeschreckt. Er sprach sich gleichzeitig für „Deals“ mit Russland aus, um militärische Spannungen abzubauen und den nuklearen Waffenbestand zu reduzieren. Russland quittierte Trumps moderate Haltung nun mit einer Einladung zu Friedensgesprächen in Syrien.
Diese Bereitschaft zur Entspannung gegenüber Russland steht allerdings im Kontrast zu Trumps Plänen gegenüber China, das bereits vor einem Handelskrieg warnt.
Die politischen Gegner Trumps machen keinen Hehl daraus, dass sie ihn nicht als Präsidenten akzeptieren wollen. Sie halten ihn insbesondere außenpolitisch für eine Gefahr, da er die NATO lautstark kritisiert und gleichzeitig auf wirtschaftlichen Konfrontationskurs zu China geht. Dies wird seine Amtszeit sicherlich turbulent und nicht einfach gestalten. Andererseits verfügt Trump nun aber in Senat und Kongress über eine Mehrheit und Machtfülle wie kaum ein anderer Präsident zuvor. Es bleibt abzuwarten, ob er seine Versprechen halten können wird. Eine Chance hat er wohl verdient. Denn ganz gleich, was man Trump bezüglich seines Tonfalles vorwirft, am Ende sprechen Taten lauter als Worte.